Haltungserfahrungen mit sechs Unterarten des Goldbugpapageien (Poicephalus meyeri) und eine Erstzucht von P.meyeri reichenowi

von Rudi Kock†

Dieser Artikel stand in der VZE Vogelwelt Januar 2013

Den Schwerpunkt meiner Papageienkollektion bilden seit vielen Jahren afrikanische Langflügelpapageien, mein besonderes Interesse gilt dabei dem Goldbugpapagei (Poicephalus meyeri), der in sechs Unterarten über weite Teile Ostafrikas verbreitet ist. Neben zahllosen Mohrenkopfpapageien (Poicephalus senegalus) sind in den 1980er und 1990er Jahren auch viele Goldbugpapageien als Importvögel nach Europa und damit auch in die Bundesrepublik Deutschland gelangt. Vor allem Vögel der Nominatform (P.m.meyeri) und der Unterart (P.m.saturatus) wurden seinerzeit verstärkt importiert, von allen anderen Unterarten kamen wahrscheinlich nur Einzelvögel und / oder wurden in der Regel nicht als solche erkannt bzw. nicht richtig bestimmt.

Ich halte mittlerweile Vögel aller sechs derzeit anerkannten Unterarten und habe in den letzten 10 bis 12 Jahren auch regelmäßig mit 2 - 4 Paaren gezüchtet. In dieser Zeit schlüpften in meiner Anlage insgesamt 172 Jungvögel, darunter 103 Männchen, 69 Weibchen. Das Geschlechterverhältnis Männchen zu Weibchen beträgt demnach ziemlich genau 3:2. Gegenwärtig halte ich 15 Paare, von jeder der sechs Unterarten 2 bis 3 Paare. In der Jungvogelvoliere fliegen zudem weitere 10 bis 20 Jungvögel, bis sie maximal 2,5 Jahre alt und damit geschlechtsreif sind.

Diagramm

Zuchtpaar P.meyeri matschiei

Das ist mein altes Zuchtpaar P.meyeri matschiei.
Sie sind beide Wildfänge, ca. 25-30 Jahre alt. 
Dieses Paar hat in den letzten 12 Jahren insgesamt 56 Junge aufgezogen.

Mit meinen Vögeln der Unterart P.meyeri matschiei züchte ich schon in der 4. Generation. Die alten Zuchtpaare sind alle Wildfänge. Von den Nachzuchten behalte ich in der Regel nur einige Weibchen als Zuchtreserve. Diese werden dann möglichst wieder mit einem Wildfang-Männchen verpaart. Damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht, und auf  diese Weise bekomme ich immer artenreine Nachzuchten.

2005 bekam ich von einem holländischen Züchter zwei Paare P.meyeri damarensis, die zwar schon Eier gelegt haben, aber noch keine Nachzucht erbracht haben. Ein Paar P.meyeri transvaalensis bekam ich 2006 aus Dänemark. Auch von diesem Paar gab es bislang noch keinen Nachwuchs. Die Zucht der Unterart P.meyeri reichenowi gelang in meiner Anlage erstmals im Frühjahr 2012. Darüber wird weiter unten ausführlicher berichtet.

6 Unterarten

Alle 6 Unterarten

Hier folgen nun zunächst Hinweise zu meinen allgemeinen Haltungsbedingungen für Goldbugpapageien: Ich halte alle meine Vögel in Freivolieren mit daran anschließenden Schutzräumen. Meine Außenvolieren sind mit ca. 30 cm Mauersand aufgefüllt. Da scharren alle im Sand. In einigen Volieren sind Löcher bis zu 30 cm Tiefe. Alle 3-4 Wochen werden die Außenvolieren wieder glatt geharkt. Sobald ich aus der Voliere komme, fangen alle Goldbugpapageien wieder mit dem Wühlen an. Auch frische Weide oder Obstbaumzweige bekommen meine Vögel in Abständen zum Benagen. Als mein Nachbar einmal einen Haselnussbaum mit 10 cm Durchmesser für meine Vögel brachte, habe ich ihn 30 cm tief in meine Voliere eingegraben. Der Baum war voller Nüsse. Es dauerte nur einen Tag bis kein Blatt und keine Nuss mehr am Baum war.

An der Ernährung stellen die Vögel keine übermäßig hohen Ansprüche: In der Ruhephase bekommen die Vögel ein Körnergemisch (pro Vogel etwar 25 Gramm) sowie verschiedene Sorten Obst. In der Brutphase wird zu dem Obst noch Eifutter mit einer Prise Prime gemischt. Als Nistkasten dient ein Holzkasten mit einer Grundfläche von 20 x 25 cm. Als Einstreu werden Buchenholzspäne genommen. 

Unter diesen Bedingungen verläuft die Brut bei gut harmonierenden Paaren meist reibungslos. Im Durchschnitt sind die Jungen zwischen 55 und 60 Tagen flügge. Dann bleiben sie noch ca. 6 bis 8 Wochen bei den Eltern. Danach kommen sie in die große Jungvogelvoliere, bis sie mit 2 bis 2,5 Jahren die Geschlechtsreife erlangen und zur Zucht eingesetzt werden können.

Ein erster Zuchterfolg mit Reichenowi Goldbugpapageien (Poicephalus meyeri reichenowi)

Die größte Unterart der Goldbugpapageien ist der Reichenowi Goldbugpapagei (P.meyeri reichenowi) mit einem Gewicht von 150 bis 160 Gramm. Am 09.10.2008 hatte ich das Glück, dass mir durch einen holländischen Züchter 2,2 P.meyeri reichenowi im Tausch gegen 2,2 P.meyeri matschiei aus meiner eigene Nachzucht angeboten wurden. Jetzt hatte ich meine sechste Unterart der Goldbugpapageien. Diese 2,2 Paare, die ca. 4 Monate alt waren, flogen dann zunächst etwa 2 Jahre mit 10 Jungen aus meiner eigenen Nachzucht in der großen Jungvogelvoliere. Es machte Freude, mit anzusehen, wie sie sich alle vertrugen.

Nach zwei Jahren erhielten meine beiden Paare P.meyeri reichenowi dann je eine Innenvoliere mit den Maßen: Länge 1,50 x Breite 1,20 x Höhe 2,40 m. Die Außenvoliere maß: 3,30 x 1,20 x 2,30 m. Bis zur Bundesausstellung der VZE im November 2011 blieben die beiden Paare zunächst 9 Monate in der neuen Voliere zusammen, bis eines dieser Paare zusammen mit 18 anderen Goldbugpapageien zur VZE -Bundesausstellung nach Leipzig reiste. Von jeder Unterart des Goldbugpapageien stellte ich dort ein Paar und zusätzlich 8 Junge im Alter von 4, 8, 12 und 18 Monaten aus. An den Jungen konnten die Besucher die verschiedenen Stadien der Umfärbung erkennen. Für diese besondere Art der Ausstellung bekam ich in Leipzig den Bundespreis der VZE. Denn es war das erste Mal, dass alle sechs Unterarten der Goldbugpapageien auf einer Ausstellung gezeigt wurden. 

Drei Monate später, ab dem 22.01.2012, fingen beide Paare an zu legen. Paar Nr. 1 legte 3 Eier, leider waren  alle unbefruchtet. Paar Nr. 2, welches in Leipzig war, legte 4 Eier, aus denen auch 4 Junge schlüpften. Der erste  Jungvogel verstarb leider nach 3 Tagen. Die Eier hatten im Schnitt eine Größe  von 32,6 x 25,8 mm und ein Gewicht von 10,5 Gramm. Die Eier von P.meyeri matschiei haben zum Vergleich eine Größe von 28,7 x 24,4 mm und ein Gewicht von 6,5-7,2 Gramm. Die 3 Jungen wurden gut gefüttert und entwickelten sich prächtig. Mit 56 und 58 Tagen verließen sie den Nistkasten. Es sind mitlerweile wunderschöne Vögel geworden. Kurz vor dem Ausfliegen wurden sie noch einmal gewogen, der erste mit 52 Tagen und 138 Gramm,  Nr. 2 und 3 mit  50 Tagen und 137 und 135 Gramm. Diese Erstzucht mit alle Unterarten mit 6 Jungen  bei der  Bundesausstellung mit  2011 und 2012  ausstellt.

Der Größenunterschied von P.m.matschiei und reichenowi

GrößenunterschiedGrößenunterschied

 

Links: Der große P.meyeri matschiei, 50 Tage, Gewicht 114 Gramm und 
Poicephalus meyeri reichenowi
(3 Weibchen) Nr.1 - 39 Tage, 128 Gramm. Nr. 2 und 3 - 38 Tage, 124 und 121 Gramm

Rechts: Poicephalus meyeri reichenowi 3 Weibchen Nr. 1 - 52 Tage, 138 Gramm.
Nr. 2 und 3 - 50 Tage, 135 und 132 Gramm.

Am 15.06.2012 fing das Paar Poicephalus meyeri reichenowi mit der zweiten Brut an. Das Weibchen legte 4 Eier und 3 waren befruchtet. Ein Jungvogel ist im Ei abgestorben und somit schlüpften nur 2 Junge, es wurden ein Männchen und ein Weibchen. Kurz vor dem Ausfliegen wurden die zwei noch einmal gewogen, das Männchen mit 54 Tagen und 137 Gramm, das Weibchen mit 52 Tagen und 135 Gramm.

Zuchtpaar mit 3 Jungen

Poicephalus meyeri reichenowi Zuchtpaar mit 3 jungen Weibchen, 110 Tage alt.

Größenunterschied

Hier ist der Größenunterschied schön zu sehen:
links P.meyeri matschiei, Weibchen, 6 Monate alt und 122 Gramm,
Mitte P.meyeri reichenowi, 12 Monate alt und 152 Gramm.

Der Umfärbungsprozess:

Mittlerweile habe ich die Jungvögel aller Unterarten meiner Goldbugpapageien alle 6 Wochen fotografiert, um die Umfärbung in den verschiedenen Stadien zu sehen. Bis zum Alter von  ca. 7-8 Monaten zeigen die Jungen am Flügelbug noch ein mattes Gelb, das wird dann durch ein kräftiges Gelb im Alter von 9 bis 12 Monaten ersetzt. Auch die Flügeldecken werden in dieser Zeit gegen dunklere Federn ausgetauscht. Bei einigen Unterarten ist die Umfärbung schon mit 12 Monaten abgeschlossen, andere brauchen bis zu 30 Monaten. Bis zu diesem Alter kann ich nun erkennen, wie alt Jungvögel genau sind, wenn mir welche angeboten werden.

Beim Kauf von Goldbugpapageien sollte man sich erst die Elterntiere anschauen. Denn die Jungvögel sind nur schwer zu unterscheiden, weil sie bei fast allen Unterarten 10 bis 12 Monate lang gleich aussehen. Fast alle werden mit grüner Brust geboren. Nur ganz wenige mit blauer Brust. Nach meiner Erfahrung kann die volle Umfärbung bis zu 30 Monate dauern. Bei meinen Poicephalus meyeri damarensis bekam ein Weibchen erst nach 7 Jahren ein bisschen Gelb auf dem Kopf, so dass ich nun denke, dass sie nicht 100 % artenrein sind. Und eins meiner Poicephalus meyeri reichenowi Männchen bekam nach 4,5 Jahren ein bisschen Gelb auf dem Kopf. Mann sieht also: die letztendliche Ausfärbung kann bei manchen Tieren Jahre dauern. Beim Kauf neuer Vögel schaue ich mir deshalb immer zuerst die Elterntiere an und frage den Halter, ob sie von Wildfangtieren abstammen, wenn nicht, kaufe ich lieber Wildfang-Männchen. 

Säulendiagramm

Hier ein Säulendiagramm über die Aufzucht der Jungvögel in Tagen und Gramm.
Nummer 1 P.meyeri meyeri, Nummer 2, 3 und 4 P.meyeri matschiei. 


Nistkasten

Seit über 20 Jahren habe ich schon diese Nistkästen im Gebrauch
und bis jetzt noch keine Probleme gehabt.

Fazit

Ich habe mich bei meiner Vogelhaltung fast ausschließlich auf die Zucht von Goldbugpapageien spezialisiert und dabei festgestellt, dass man nur durch eine solche Beschränkung die Möglichkeit hat, sich voll und ganz auf diese eine Art (mit ihren diversen Unterarten) zu konzentrieren und dabei seine eigenen Kenntnisse über diese Vögel maximal zu vertiefen. Zudem besteht dann auch die Möglichkeit, auf dem vorhandenen Platzangebot jeweils mehrere Paare einer Unterart zu halten, deren Jungvögel später somit blutsfremd verpaart werden können.

Einen kleinen "Ausrutscher" leiste ich mir aber trotzdem. Ich halten nämlich ein Paar Kongopapageien der Unterart P.gulielmi massaicus. Weil das Paar schon mehrfach unbefruchtete Eier hatte, hat mir mein Tierarzt den Tipp gegeben, dem Paar einmal befruchtete Eier (von meinen Goldbugpapageien) unterzulegen, damit die Vögel wieder in ihren Rhythmus kommen. Gesagt, getan, und mittlerweile haben die beiden Kongopapageien problemlos drei Jungvögel von P.meyeri matschiei aufgezogen. Jetzt sollte das nächste Gelege der Kongopapageien befruchtet sein, vermutet der Tierarzt.

Paar und Jungvögel

Hier ein Paar Poicephalus gulielmi massaicus
mit 3,0 jungen Poicephalus meyeri matschiei.
Leider sind die Jungen ein bisschen gerupft, sonst alles OK
.

 

Alle Fotos: © Rudi Kock
Ein besonderer Dank an Werner Lantermann / Oberhausen für die Durchsicht des Artikels.

Rudi Kock, erfolgreicher Poicephalus-Züchter und von allen geschätztes Vereinsmitglied, hat uns im Jahre 2018 für immer verlassen.